zum Inhalt springen

Wohnbau für Fledermäuse

CITY NATURE an Gebäuden

Wien erhält und fördert die biologische Vielfalt. Das erfordert nicht nur die Vernetzung der großräumigen Schutzgebiete mit möglichst dichten lokalen Grün- und Freiraumstrukturen, sondern auch kleinflächigere Bepflanzung, vertikal wie horizontal. Neue Stadtbäume, Fassaden-, Dach- und Innenhofbegrünungen oder Nachbarschaftsgärten sind Beispiele für wirkungsvolle Maßnahmen für den Arten- und Klimaschutz. Neben Begrünungen müssen vor allem in dicht bebauten Gebieten die Gebäude und ihre Strukturen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere mitbedacht werden.

Tierische Untermieter

Vögel und Fledermäuse haben die Stadt schon lange als Lebensraum entdeckt und erobert. Tiere wie Mauersegler, Mehlschwalbe, Turmfalke, Dohle und Fledermaus sind aufgrund ihrer Lebensweise auf Brutplätze und Rückzugsräume an Gebäuden angewiesen, und zwar mitten in der Stadt. Leider sind viele dieser wichtigen Lebensräume durch Gebäudesanierungen, moderne Bautechniken oder Neubauten bedroht oder schon verloren gegangen. So sind Sanierungen und Dachgeschoßausbauten die Hauptgründe für den Verlust von Nistplätzen. Wenn ihre Quartiere verschwinden, gehen letztlich auch die einzelnen Arten zurück.

Natur und Leben am Gebäude

Alle Vogel- und Fledermausarten, die Gebäude als ihren Lebensraum nutzen, sind geschützte Arten. Bei Baumaßnahmen wird immer wieder, wenn auch unwissentlich, gegen das Naturschutzgesetz verstoßen, denn für eine Bautätigkeit, die in (mögliche) Nistplätze oder Quartiere geschützter Arten eingreift, ist eine naturschutzrechtliche Bewilligung erforderlich. Bei rechtzeitiger Abklärung mit der Naturschutzbehörde lassen sich aber die Brutplätze und Lebensräume der Arten meist mit nur wenig Aufwand erhalten und zugleich das Bauvor-haben wie geplant umsetzen.

Vom Schätzen zum Schützen: Natur im Alltag

Auch im Alltag können Wienerinnen und Wiener Natur erfahren. Wildtiere und viele Pflanzen, die in Wien ihren Lebensraum finden, sind ganz selbstverständlicher Teil des Lebens in der Stadt, oft auch unbemerkt am und im Gebäude. Diese Lebewesen im direkten Umfeld kennenzulernen und dabei Natur zu erfahren ist ein schönes Erlebnis für Groß und Klein.

Wohnbau für fliegende Nachbarinnen und Nachbarn

Im Rahmen des Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogrammes Netzwerk Natur wurden Ziele und Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Arten und ihrer Lebensräume festgelegt. Sie zeigen etwa, was man tun kann, um den Lebensraum für unsere tierischen Nachbarinnen und Nachbarn zu sichern.
Tiefgreifende Störungen, zum Beispiel durch die Sanierung von Gebäuden, können durch eine zeitliche Abstimmung auf die Brutzeit der Tiere und eine rechtzeitige Montage von Ersatznistkästen weitgehend vermieden werden. Gerade bei Sanierungen lässt sich meist mit wenig Aufwand Lebensraum für die einzelnen Arten schaffen, indem etwa Strukturen am Gebäude so adaptiert werden, dass sie als Brutplatz oder Quartier genutzt werden können. Auch bei Neubauten besteht generell ein großer Spielraum, Lebensraumstrukturen für die hier lebenden Arten von Beginn an mitzudenken. So können zum Beispiel Nistplätze oder zugängliche Hohlräume harmonisch in die Architektur eingebunden werden oder gar als architektonischer Blickfang dienen.

Spiegelnde Glasscheiben – unsichtbar und tödlich

Die Stadt stellt einen attraktiven Lebensraum für viele Tiere dar. Dennoch birgt sie einige Gefahren. Schätzungsweise 10.000 Vögel sterben in Wien jährlich durch den Aufprall auf Glasflächen bei Lärmschutzwänden, Verbindungsgängen, Wintergärten oder Gebäuden. Durch Spiegelungen auf solchen Glasflächen oder in Fenstern entstehen tödliche Vogelfallen, die bei Neubauten und Sanierungen auf jeden Fall vermieden werden müssen.
Nach Untersuchungen der Wiener Umweltanwaltschaft sind für Vögel nur vollflächig markierte Scheiben als Hindernis erkennbar. Freie Flächen in der Markierung dürfen nicht größer als eine Handfläche sein, weil die Vögel sonst versuchen, hier hindurchzufliegen. Als Schutz vor Aufprall sind beispielsweise Außenjalousien, Metall- oder Holzlamellen gut geeignet. Die bekannten Greifvogelsilhouetten sind leider wirkungslos, da sich Greifvögel in einer typischen Art und Weise bewegen. Tun sie das nicht oder ist die Abbildung zu klein, wird das Bild nicht als Feind erkannt.

Grüne Fassaden und Dächer für Menschen und Tiere

Begrünte Fassaden und Dächer haben viele positive Effekte und sind ein wichtiges Element der hohen Lebensqualität in Wien. Sie bieten einen natürlichen Schutz gegen Witterung, kühlen Gebäudeflächen ohne Energieaufwand und wirken so als natürliche Klimaanlage. Doch nicht nur Gebäudeflächen, sondern auch die Luft selbst wird gekühlt. Durch den gezielten Einsatz von Fassadenbegrünungen kann die gefühlte Temperatur in Straßenräumen um bis zu 14 Grad Celsius gesenkt werden. Nebenbei wirken grüne Wände und Dächer als Luftfilter und speichern Feuchtigkeit. Nicht zuletzt bieten begrünte Häuser wichtigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Kleinteilige Lebensräume, wie grüne Dächer oder eine Fassadenbegrünung beispielsweise mit dem exotisch blühenden Echten Geißblatt, sind wichtige Trittsteine für unterschiedlichste Arten. Vertikale und horizontale Begrün-ungen an Gebäuden erhöhen auch die Lebensqualität für Menschen. Je nach Jahreszeit können sich Wiens Bewohnerinnen und Bewohner am wechselnden Erscheinungsbild erfreuen. Natur lässt sich ganz einfach direkt vor der Haustür beobachten und erleben.

Leitfaden für die eigenen grünen Wände

Gebäudebegrünung ist an vielen Orten möglich und wird von der Stadt Wien unterstützt und gefördert. Die Stadt Wien – Umweltschutz bietet Beratung und Informationen rund um Begrünung und die Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen an Gebäuden. Der Leitfaden für Fassadenbegrünung etwa bietet Fachleuten und interessierten Bürgerinnen und Bürgern wertvolle Informationen und dient als Entscheidungshilfe bei der Auswahl der optimalen Begrünungsart für verschiedene Fassaden. Er enthält Informationen über verschiedene Fassadenbegrünungssysteme, deren ökologische und technische Funktionen und gestalterische Möglichkeiten. Eine Systematik und eine Checkliste helfen, bei der Planung von Fassadenbegrünungen auf alle wesentlichen Rahmenbedingungen und notwendigen Voraussetzungen zu achten.


Quellen:

http://wua-wien.at/naturschutz-und-stadtoekologie/vogelanprall-an-glasflaechen
https://www.wien.gv.at/umweltschutz/raum/gebaeudebrueter.html
https://www.wien.gv.at/umweltschutz/raum/gruene-waende.html


Unsere Ausstellung zum Download:

Ausstellungsplakat WOHNBAU für FLEDERMÄUSE? Im Aufwind mit der richtigen Infrastruktur

Begleittext zur Ausstellung CITY NATURE an Gebäuden

Sprievodný text v slovenčine CITY NATURE na budovách

Ausstellungsfolder Stadtentwicklung und Naturschutz


Braunes Langohr

Braunes Langohr